悲歌行
Li Bai 李白 (701–762)
悲來乎,悲來乎! 主人有酒且莫斟,聽我一曲悲來吟。 悲來不吟還不笑,天下無人知我心。 君有數斗酒,我有三尺琴。 琴鳴酒樂兩相得,一杯不啻千鈞金。 悲來乎,悲來乎! 天雖長,地雖久,金玉滿堂應不守。 富貴百年能幾何,死生一度人皆有。 孤猨坐啼墳上月,且須一盡杯中酒。 悲來乎,悲來乎! 鳳皇不至河無圖,微子去之箕子奴。 漢帝不憶李將軍,楚王放却屈大夫。 悲來乎,悲來乎! 秦家李斯早追悔,虛名撥向身之外。 范子何曾愛五湖,功成名遂身自退。 劒是一夫用,書能知姓名。 惠施不肯干萬乘,卜式未必窮一經。 還須黑頭取方伯,莫謾白首爲儒生。
Der Tanz der Götter Hans Bethge (1876–1946)
— in: Bethge, Hans. Die chinesische Flöte. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Leipzig: Insel Verlag, 1907. p. 25.
Zu meiner Flöte, die aus Jade ist, Sang ich den Menschen tief bewegt ein Lied – Die Menschen lachten, sie verstanden's nicht. Da hob ich schmerzvoll meine Flöte, die Aus Jade ist, zum Himmel auf und brachte Mein Lied den Göttern dar. Die Götter waren Beglückt und huben auf erglühnden Wolken Nach meinem Lied zum tanzen an... Nun singe ich mein Lied den Menschen auch Zur Freude; nun verstehen sie mich auch, Spiel ich das Lied auf meiner Flöte, die Aus Jade ist...
Das Trinklied vom Jammer der Erde Hans Bethge (1876–1946)
— in: Bethge, Hans. Die chinesische Flöte. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Leipzig: Insel Verlag, 1907. p. 21f.
— in: Bethge, Hans. Die chinesische Flöte. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Leipzig: Insel Verlag, 1920. p. 21f.
— in: Jaspert, Reinhard. Lyrik der Welt. Lyrik und Weisheit des Auslandes. Berlin: Safari-Verlag, 1953. p. 117f.
Schon winkt der Wein in goldenen Pokalen, – Doch trinkt noch nicht! Erst sing ich euch ein Lied! Das Lied vom Kummer soll euch in die Seele Auflachend klingen! Wenn der Kummer naht, So stirbt die Freude, der Gesang erstirbt, Wüst liegen die Gemächer meiner Seele. Dunkel ist das Leben, ist der Tod. Dein Keller birgt des goldnen Weins die Fülle, Herr dieses Hauses, – ich besitze andres: Hier diese lange Laute nenn ich mein! Die Laute schlagen und die Gläser leeren, Das sind zwei Dinge, die zusammen passen! Ein voller Becher Weins zur rechten Zeit Ist mehr wert als die Reiche dieser Erde. Dunkel ist das Leben, ist der Tod. Das Firmament blaut ewig, und die Erde Wird lange feststehen auf den alten Füßen, – Du aber, Mensch, wie lange lebst denn du? Nicht hundert Jahre darfst du dich ergötzen An all dem morschen Tandem dieser Erde, Nur Ein Besitztum ist dir ganz gewiß: Das ist das Grab, das grinsende, am Ende. Dunkel ist das Leben, ist der Tod. Seht dort hinab! Im Mondschein auf den Gräbern Hockt eine wild-gespenstische Gestalt. Ein Affe ist es! Hört ihr, wie sein Heulen Hinausgellt in den süßen Duft des Abends? Jetzt nehmt den Wein! Jetzt ist es Zeit, Genossen! Leert eure goldnen Becher bis zum Grund! Dunkel ist das Leben, ist der Tod.
Die Flöte von Jade Hans Böhm (1876–1946)
— in: Böhm, Hans. Lieder aus China. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Mit siebzehn Zeichnungen von Rudolf Grossmann. München: Verlagsbuchhandlung Georg D. W. Callwey, 1929. p. 33.
— in: Oehlke, Waldemar. Chinesische Lyrik und Sprichwörter. Bremen-Horn: Walter Dorn-Verlag, 1952. p. 56.
Zu meiner Flöte von Jade Sang ich den Menschen ein Lied, Das fand bei ihnen nicht Gande. Hob ich die Flöte zum Himmel, Den Unsterblichen sang ich mein Lied – Da drängte sich göttlich Gewimmel. Da sind in goldenem Glanze Die Abendwolken erglüht Von seliger Sohlen Tanze. Seitdem bin ich hier auch in Gnade, Wenn den Menschen ich singe mein Lied Zu meiner Flöte von Jade.
Das Lied vom Gram Hans Böhm (1876–1946)
— in: Böhm, Hans. Lieder aus China. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Mit siebzehn Zeichnungen von Rudolf Grossmann. München: Verlagsbuchhandlung Georg D. W. Callwey, 1929. p. 42f.
— in: Der Wein, Bucher Miniatur. Frankfurt a. M.: Verlag C. J. Bucher, 1967.
Der Herr des Hauses hat Wein, hat Wein; Doch eh die Becher ihr füllen laßt, Hört mich erst singen das Lied vom Gram. Wenns über mich kommt, wenn der Gram mich faßt, Wenn mein Sang verstummt, wenn mein Lachen vergeht, Da weiß kein Mensch, da weiß ich allein, Was dann mir durch die Seele geht. Weh, ach weh! Weh, ach weh! Du, Herr, du hast viel köstlichen Wein; Ich hab mein langes Lautenspiel. Weintrinkend und Singen, das ist ein Paar, Das sich immer vertrug, das sich immer gefiel. Wer kennt nicht die Stunde, alt oder jung, Da gäb er tausend Unzen drein Für einen Becher, für einen Trunk. Weh, ach weh! Weh, ach weh! Wohl steht ewig des Himmels Thron, Wohl steht die Erde lange noch fest; Doch wir – wie lang ists, daß man uns An Gold und Jade sich freuen läßt? Und hoffst du hoch, sinds hundert Jahr. Wir leben und müssen wieder davon; Dies nur ist uns gewiß und wahr. Weh, ach weh! Weh, ach weh! Hört ihr ihn unten im Mondschein, Den Affen, der da kauernd huckt? Hört ihr, wie er weint und heult, Einsam zwischen Gräber geduckt? Und nun ist die Stunde, nun bringt den Krug, Die Becher füllt mit Wein, mit Wein, Nun laßt sie uns leeren mit einem Zug. Weh, ach weh! Weh, ach Weh!
Die ferne Laute Richard Dehmel (1863–1920)
— in: Goldscheider, Ludwig (ed.). Die schönsten Gedichte der Weltliteratur. Ein Hausbuch der Weltlyrik von den Anfängen bis heute. Wien, Leipzig: Phaidon-Verlag, 1933. p. 121f.
— in: Braun, Felix. Die Lyra des Orpheus. Lyrik der Völker in deutscher Nachdichtung. Wien: Paul Zsolnay Verlag, 1952. p. 33.
— in: Guenther, Johannes von. Unsterbliches Saitenspiel. Die schönsten Gedichte der Weltliteratur. Frankfurt a. M.: Verlag Das Goldene Vlies, 1956. p. 187.
— in: Vring, Georg von der. Streich Leise Saiten Musikant. Dichter der Welt über Musik. München: Albert Langen Georg Müller Verlag GmbH, 1957. p. 14.
Eines Abends hört ich im dunklen Wind Eine ferne Laute ins Herz mir dringen. Und ich nahm die meine im dunkeln Wind, Die sollte der andern Antwort singen. Seither hören nachts die Vögel im Wind Manch Gespräch in ihrer Sprache erklingen. Ich bat auch die Menschen, sie möchten lauschen, Aber die Menschen verstanden mich nicht. Da ließ ich mein Lied vom Himmel belauschen, Und da saßen nachts um mein Herzenslicht Die Unsterblichen mit hellem Gesicht. Seitdem verstehn auch die Menschen zu lauschen Und schweigen, wenn meine Laute spricht.
Das Lied vom Gram Albert Ehrenstein (1886–1950)
— in: Wolfenstein, Alfred. Stimmen der Völker: Die schönsten Gedichte aller Zeiten und Länder. Amsterdam: Querido Verlag, 1938. p. 29f.
— in: Braun, Felix. Die Lyra des Orpheus. Lyrik der Völker in deutscher Nachdichtung. Wien: Paul Zsolnay Verlag, 1952. p. 37f.
— in: Ehrenstein, Albert. Chinesische Dichtungen. Lyrik, Werke. München: Klaus Boer Verlag, 1995. p. 319.
Des Hauses Herr hat Wein – nein, Schenkt noch nicht ein, Wartet! Es graut das Lied vom Gram. Der Kummer geht um; Ich verstumme im Lachen, ich verstumme im Singen, Keiner weiß, was mein Herz schlägt. Gram. Herr, Ihr habt Wein die Nacht lang Und ich eine Laute drei Fuß lang – Spielen und Saufen, Laute und Wein, Die zwei Wege laufen inein. Ein Schluck Wein zur Zeit ist mehr als Gold und Gram. Und wenn die Sonne nie zugrunde geht, Und wenn die Erde himmellang steht – Wie lang kann sich ein Mann An Ehren, Gold und Steinen freun? Hundert Jahr – wenn Dauer seine Hoffnung war. Leben und dann sterben: nur das ist uns gewiß und Gram. Hört – unten unter den Lichtern des Monds, Hört ihr den krumm gekauerten Affen schrein? Er heult, allein, auf den Gräbern. Wein jetzt! Meinen Krug! Es ist Zeit, Auf einen Zug zu leeren den Gram ...
Das Lied vom Kummer Max Fleischer (1880–1942)
— in: Fleischer, Max. Der Porzellanpavillon. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Berlin, Wien, Leipzig: Paul Zsolnay Verlag, 1927. p. 75-77.
Der Wirt, meine herzlieben Brüderlein, der Herr Wirt hat Wein, hat Wein. Wir schlagen die Spunde, die Pipen ein, wir wollen die eignen Küper sein. Schenkt ein! Schenkt ein! Schenkt ein! Doch – halt! Keinen Tropfen getrunken! Halt! Ich sing euch ein Lied erst vor, ein Lied, das sich um die Seele euch krallt. Hebt eure Kannen empor! Wenn der Kummer kommt, wenn unser Sang mit unserem Lärmen und Lachen verklang, wer weiß es, ihr Freunde, wer weiß, warum ihm ums Herze dann heiß? Der Kummer, der Herzenskummer sitzt mit in unserem Kreis. Mein Herr Wirt, du hast einen Keller voll Wein. Allein meine lange Laute ist mein! Die Laute schlagen und fröhlich sein und trinken und singen und lieben, ist fein. Schenkt ein! Schenkt ein! Schenkt ein! Ein Gläschen zur Zeit, zur richtigen Zeit, - "Wir leben und lieben im Flor!" - , dafür verschenk ich die Seligkeit. Hebt eure Kannen empor! Wenn summend der Kummer die Herrschaft gewann, was will euer Gläsergeklingel euch dann? Weiß keiner, ihr Schlemmergeschmeiß, warum ihm ums Herze so heiß? Der Kummer, der Herzenskummer sitzt mit in unserem Kreis. Und mag der Himmel auch ewig sein und der Erdkreis sich drehn wie ein Kreisel klein, wie lang wirst du, Klepper, dein dürres Gebein noch schleppen und froh deines Goldes sein? Schenkt ein! Schenkt ein! Schenkt ein! Wenn's hoch geht, Brüderlein, hundert Jahr lebst du im Saus, o du Thor! Gewiß ist dir nichts als die Totenbahr! Hebt eure Kannen empor! Wenn im Schlummer der Kummer gekommen ist, zu wessen Frommen ist Neid und List und Geiz? Du grinsender Greis, warum ist ums Herze dir heiß? Der Kummer, der Herzenskummer sitzt mit in unserem Kreis. Mein Herr Wirt und herzliebe Brüderlein, was quarrt dort am Friedhof im Mondenschein und winselt? Hört ihr den Affen schrein? Schluß mit dem Gaffen! Die Spunde hinein! Schenkt ein! Schenkt ein! Schenkt ein! Auf einen Zug die Humpen geleert und mitgesungen im Chor! "Wir leben und lieben unbeschwert!" Hebt eure Kannen empor! Der Affe verkroch sich. Wir beben noch. Es lebe das Leben, das Leben hoch! Wer weiß, ihr Freunde, wer weiß? - Zwar rollts durch die Adern uns heiß! - Doch der Kummer, der Herzenskummer, sitzt mit in unserem Kreis.
Der Tanz der Unsterblichen Max Fleischer (1880–1942)
— in: Fleischer, Max. Der Porzellanpavillon. Nachdichtungen chinesischer Lyrik. Berlin, Wien, Leipzig: Paul Zsolnay Verlag, 1927. p. 47.
Den Menschen galt mein Lied. Ich sang zu Menschenlust im Überschwang, doch Menschengunst ich nie errang. Um meine Flöte lag ein Flor. Mein Lied flog an das Himmelstor, bis es in Wolken sich verlor. Da – we ich sang und wie ich sann – im Glühgewölk ein Tanz begann. Ein Segen auf mich niederrann. Die Himmelsgnade hab ich nun, seit im Gewölk auf leichten Schuhn die Gottheit schwebt, und - dürfte ruhn. Kaum weiß ich selbst wie mir geschah, als ich die Götter tanzen sah. – Nun ist auch Menschenliebe da.
Die Weisen tanzen Judith Gautier (1845–1917), Gottfried Böhm (1845–1926)
— in: Böhm, Gottfried. Chinesische Lieder aus dem Livre de Jade von Judith Mendes. In das Deutsche übertragen von Gottfried Böhm. München: Theodor Ackermann, 1873. p. 109.
Auf der Flöte mit jadenen Randen Sang ich den Sterblichen ein Gedicht, Doch mein Gedicht entfernt verstanden haben die Sterblichen leider nicht! Da, zu des Himmels beglückenden Landen hob ich empor der Flöte Ton, Und auf der Wolken glänzenden Kanten Tanzten die Weisen entzückt davon! Nun versteht man mich auch in der Sterblichen Land, Wenn ich singe zur Flöte mit jadenem Rand. –
Der Tanz der Unsterblichen Max Geilinger (1884–1948)
Den Menschen sang ich auf meiner Flöte von Jade; Sie lachten; da hob ich die Flöte hoch, Den Unsterblichen singend, und die tanzten erfreut Auf erglühenden Wolken. Jetzt verstehn auch die Menschen, Wenn ich singe, mich begleitend auf meiner Flöte von Jade.
Herr Wirt, bring' uns Wein Conrad Haußmann (1857–1922)
— in: Haußmann, Conrad. "Im Tau der Orchideen" und andere chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. München: Albert Langen, Verlag für Literatur und Kunst, 1908. p. 47f.
Herr Wirt, bring' uns den Wein! Aber schenk' noch nicht ein. Erst müßt ihr noch hören und harren, Bis mein Mund euch verriet Vom Elend das Lied, Was wißt ihr davon, ihr Narren! Es macht, wenn sich's rührt Und die Seele umschnürt Mir Lachen und Singsang erstarren. Das Elend, ha ha, Das Elend ist da. Nun flutet der Wein Und die Laute ist mein, So wißt, das Trinken und Singen Am köstlichsten fast Zueinander paßt Von allen Köstlichen Dingen. Den Becher geleert! Das ist Goldes wert, Wenn gute Stunden erklingen. Das Elend, ha ha, Das Elend ist da. Wenn ewig er ist, Den die Sonne durchmißt, Der Himmel und fest noch die Erde, Wie lang' ist noch dein Das Gold und der Wein? Nach hundertjähriger Fährte Steht jeder am Riß! Nur eins ist gewiß, Daß ich lebe – und sterben werde. Das Elend, ha ha, Das Elend ist da. Im Schein dort vom Mond, Der droben thront, Hört ihr den heulenden Affen? Da hockt er geduckt, Wie er winselt und spuckt – Was hat er auf Gräbern zu schaffen? Jetzt her mit dem Krug Und auf einen Zug! Trinkt aus jetzt, trinkt aus, statt zu gaffen. Das Elend, ha ha, Das Elend ist da.
Das Lied vom Kummer Hans Heilmann (1859–1930)
— in: Heilmann, Hans. Chinesische Lyrik vom 12. Jahrhundert v. Chr. bis zur Gegenwart, Die Fruchtschale. München, Leipzig: R. Piper & Co., 1905. p. 54-55.
Der Herr des Hauses hat Wein, aber füllt noch nicht die Becher: Wartet bis ich das Lied vom Kummer gesungen habe! Wenn der Kummer kommt, wenn mein Gesang, mein Lachen erstirbt, Dann kann niemand ermessen, was meine Seele bewegt. (Peï laï ho! Peï laï ho!) Herr, du besitzest viel köstlichen Wein, Ich habe meine lange Laute. Die Laute schlagen und Wein trinken, das sind zwei Dinge, die trefflich zu einander passen. Ein Becher Wein zur rechten Zeit ist tausend Unzen Goldes wert. (Peï laï ho! Peï laï ho!) Wenn auch der Himmel ewig ist und die Erde noch lange fest steht, Wie lange werden wir uns des Goldes und des Jade erfreuen können? Hundert Jahre, das ist die Grenze der kühnsten Hoffnungen. Leben und dann sterben, das ist das einzige, wessen der Mensch sicher ist. (Peï laï ho! Peï laï ho!) Hört ihr ihn da unten, im Mondenschein, hört ihr den Affen, der da zusammengekauert sitzt und heult, einsam unter Gräbern? Und nun füllt mir den Becher, nun ist es Zeit, ihn mit einem Zug zu leeren! (Peï laï ho! Peï laï ho!)
Der Tanz der Unsterblichen Hans Heilmann (1859–1930)
— in: Heilmann, Hans. Chinesische Lyrik vom 12. Jahrhundert v. Chr. bis zur Gegenwart, Die Fruchtschale. München, Leipzig: R. Piper & Co., 1905. p. 56.
Zu meiner Flöte von Jade habe ich ein Lied den Menschen gesungen; aber die Menschen haben mich nicht verstanden. Da habe ich meine Flöte zum Himmel erhoben und habe mein Lied den Unsterblichen gesungen. Die Unsterblichen hat es erfreut; sie haben zu tanzen begonnen auf den erglühenden Wolken; Und nun verstehen mich auch die Menschen, wenn ich singe und mich begleite auf meiner Flöte von Jade.
La Chanson du Chagrin Marie-Jean-Léon Marquis d‘ Hervey-Saint-Denys (1822–1892)
— in: Hervey-Saint-Denys, Marquis d‘, Marie-Jean-Léon. Poésies de L‘époque des Thang. Paris: Amyot, 1862. p. 70–71.
Quand le chagrin vient, si je cesse de chanter ou de rire, Personne, dans ce monde, ne connaîtra les sentiments de mon cœur. Seigneur, vous avez quelques mesures de vin, Et moi je posséde un luth long de trois pieds; Jouer du luth et boire du vin sont deux choses qui vont bien ensemble. Une tasse de vin vaut, en son temps, mille onces d'or. Bien que le ciel ne périsse point, bien que la terre soit de longue durée, Combien pourra durer pour nous la possession de l'or et du jade? Cent ans au plus. Voilà le terme de la plus longue espérance. Vivre et mourir une fois, voilà ce dont tout homme est assuré. Écoutez là-bas, sous les rayons de la lune, écoutez le singe accroupi qui pleure, tout seul, sur les tombeaux Et maintenant remplissez ma tasse; il est temps de l'avaler d'un seul trait.
Das Lied vom Kummer Klabund (1890–1928)
— in: Klabund. Das trunkene Lied. Die schönsten Sauf- und Trinklieder der Weltliteratur. Berlin: Erich Reiss Verlag, 1925. p. 32f.
— in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II China: Chinesische Lyrik. Wien: Phaidon-Verlag, 1929. p. 36f.
— in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II: Chinesische Gedichte. Nachdichtungen. Wien: Phaidon-Verlag, 1954. p. 50f.
Der Wirt hat Wein. Aber er soll noch nicht die Becher bringen. Ich will erst noch das Lied vom Kummer singen. Wenn der Kummer kommt, Lied und Lachen stirbt, Niemand weiß, wie tote Grille zirpt. O-he… O-he… Herr, du kelterst Wein in bauchige Fässer. Ich besitze eine schlanke Laute und ein kurzes Messer. Wein trinken und Laute schlagen vertragen sich gut, Wenn Gold im Sack und Messer in Scheide ruht. O-he! Himmel ist ewig. Er mag der Erde halbe Ewigkeit gönnen. Wie lange werden wir uns des Goldes und des Weines erfreuen können? Hundert Jahre sind ewig. Hundert Jahre sind viel. Leben und Sterben ist einzig des Menschen Ziel. O-he… O-he… Seht dort unten, wo der Mond sich gelb zu schaffen Macht, seht zwischen Gräbern einsam dort den Affen! Wie er friert und hockt! Wie er heult und schreit! Brüder, schenkt ein! Herunter den Becher in einem Zug! Zum Trinken ward’s Zeit… O-he!
Der Tanz auf der Wolke Klabund (1890–1928)
— in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II China: Chinesische Lyrik. Wien: Phaidon-Verlag, 1929. p. 52.
— in: Oehlke, Waldemar. Chinesische Lyrik und Sprichwörter. Bremen-Horn: Walter Dorn-Verlag, 1952. p. 56.
— in: Klabund. Dichtungen aus dem Osten. Bd. II: Chinesische Gedichte. Nachdichtungen. Wien: Phaidon-Verlag, 1954. p. 76.
Als ich zu meiner Yadeflöte sang, War es den Menschen wie ein dunkles Haus. Sie höhnten furchtsam meine Lieder aus. Da hob die Flöte ich zu den Unsterblichen. Die Götter tanzten hell auf sanft erglühter Wolke. Die Menschen, die die Tänzer sahen, wichen beglückt. Und Jubel wuchs wie Sterngesträuch im Volke, Als ich zu meiner Yadeflöte sang.
No title ("Hört dort unten im Mondschein") Adolph Schulze , Jitong Chen (1851–1907)
— in: Rheden, Peter (ed.). Chinesisch-deutsche Gedichte. Eine Zusammenstellung aus verschiedenen Quellen. Zweiter Teil: Zweites ausführliches Literaturverzeichnis – Mit Zitaten zu den Kapiteln: Chinesische Poesie, Literatur, Kultur, Gymnasial-Programm-Abhandlung aus dem XXIX. Jahresbericht des f.b. Vinzentinums in Brixen, Südtirol. Brixen: Verlag des f. b. Vinzentinums, 1904. p. 48.
Hört dort unten im Mondenschein Den Affen, welcher zusammengekauert Einsam auf einem Grabe weint! Und jetzt füllet mein Glas: Es ist Zeit, es mit einem Zuge zu leeren!
Das Lied von den Sorgen Wilhelm Stolzenburg (1879–1938)
— in: Stolzenburg, Wilhelm. Östlicher Divan, Umdichtungen chinesischer Dichter. Baden: Ferdinant Acker in Wolfach, 1925.
Ihr, die ihr hier scherzt, Ich will euch beherzt Mein neues Lied von Sorgen singen. Ihr Affengesichter, Du banges Gelichter, Der Dichter weiss von diesen Dingen! Glaubt nicht, es ist Spass. Wenn die Panik frass, Wusst ich es nicht allein zu Singen. Schrill klingt es und dumpf: Das Elend ist Trumpf! Hier schäumt ja wohl Wein ... Ist das Herz nicht von Stein, So lass die liebe Laute klingen. Meinswegen iss dich auch satt, Liebe und werde nicht matt, Den Leib, lass ihn im Tanze schwingen. Nur nichts von Hass! Rot die Kehle und nass, Den Tag zu gutem Ausgang bringen. Still! Was klagt hier dumpf? Das Elend sagt Trumpf! Ja ... Lauf, was du kannst. Und wenn du entrannst , Was wirst du noch vom Weine nippen? Es fasst dich von Hinten, Was helfen die Finten, Wehr dich und beiss. Immer sind Klippen! So muss es wohl sein: Last, Liebe und Wein Und ewige Hatz mit den Sippen ... Seid ihr schon Stumpf? Das Elend schreit Trumpf! Der Mond kommt gemach ... Ein Tier ist noch wach, Hat Menschenantzlitz und Rippen. Es pisst auf die Gräber. Riecht sauer wie Treber, Ein Affe hat solche Lippen. Zum Teufel die Angst! Trink, wenn du jetzt bangst, Dass Schemen dich zur Grube schippen ... Lärmt, seid nicht so Stumpf: Das Elend ist Trumpf!
Des Volkes Dichter Wilhelm Stolzenburg (1879–1938)
— in: Stolzenburg, Wilhelm. Östlicher Divan, Umdichtungen chinesischer Dichter. Baden: Ferdinant Acker in Wolfach, 1925.
Des volkes Dichter sang ich Volk mein Lied, Die Yade-Flöte jubelte sich aus. Ich sah, wie man die Gnadenvolle mied - Dann blies ich sie vor meiner Götter Haus. Der Götter daseinsfrommer toller Zug Erschien im Tanz auf rotem Wolkenkamm. Da staunte Volk in jeder Stadt am Damm Das Wunder an von meiner Lieder Flug.