考槃
Anonymous (Shijing)
考槃在澗,碩人之寬。
獨寐寤言,永矢弗諼。
考槃在阿,碩人之薖。
獨寐寤歌,永矢弗過。
考槃在陸,碩人之軸。
獨寐寤宿,永矢弗告。
Grenzwächter Johann Cramer
— in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 46.
Sitzend auf dem hohen Fels
Ehr'ne Becken schlägt der Held,
Wacht allein, allein auch schläft,
Wildnißschrecken schreckt ihn nicht.
Dieses ist mein Schwur, er spricht,
Nur mit meinem Leben
Diesen Posten aufzugeben.
Auf dem Felsabhang des Bergs
Ehr'ne Becken schlägt der Held,
Daß es weithin schallt und gällt.
Muth erweckt er so dem Land,
Denn er hat dadurch bekannt,
Nicht von Barbartritten
Sind die Gränzen überschritten.
Auf des Berges Gipfel schlägt
Ehr'ne Becken laut der Held,
Und so weit der Schall nur trägt,
Bleibt der Feind von unserm Feld,
Denn der Klang bedeutet ihm
Jenen Helden sonder Gleichen,
Wachsamkeit in unsern Reichen.
Hoch im Tale wohnt der Weise Conrad Haußmann (1857–1922)
— in: Haußmann, Conrad. "Im Tau der Orchideen" und andere chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. München: Albert Langen, Verlag für Literatur und Kunst, 1908. p. 9.
Hoch im Tale wohnt der Weise,
Wo er nur sich selbst gehört,
Alle Saiten klingen leise,
Er entschlummert ungestört;
Morgens sagt er: Auf mein Wort,
Daran denk' ich fort und fort.
Im Gebirge auf dem Rücken
Ruht und sinnt der weise Mann,
Schläft allein, und sein Entzücken
Singt er wachend durch den Tann
Und gelobt voll frommer Scheu:
Dieser Stunde bleib' ich treu!
Hoch im Hochland einsam wohnen
Ist dem Weisen Lebenslust,
Nur das Werk kann ihn belohnen,
Nur das Werk in seiner Brust,
Und er schwört sein weiser Mund:
Keiner Seele tu' ich's kund!
Der Grenzwächter Ernst Meier (1813–1866)
— in: Meier, Ernst. Morgenländische Anthologie. Klassische Dichtungen aus der sinesischen, indischen, persischen und hebräischen Literatur. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1875. p. 30.
Gerne weilt der Held in Thälern,
Schlägt auf Höhen gern das Becken,
Schläft allein, und beim Erwachen
Spricht er: "Ew'ge Treu' gelob' ich!
Schwör's, und werd' sie nie vergessen!"
Gerne weilt der Held auf Bergen,
Schlägt mit Lust das Becken droben,
Schläft ganz einsam, singt erwachend,
Spricht dann: "Ich gelobe Treue!"
Und er wird sie nie verletzen.
In den Berggefilden weilet
Gern der Held und schlägt das Becken,
Weicht von seinem Posten nimmer,
Schläft allein, und spricht erwachend:
"Ich gelobe ew'ge Treue!"
Der Grenzwächter Friedrich Rückert (1788–1866)
— in: Rückert, Friedrich. Schi-king. Chinesisches Liederbuch. Altona: J. F. Hammerich, 1833. p. 70f.
— in: Sekles, Bernhard (ed.). Aus dem Schi-King. Leipzig: D. Rahter, 1907. p. 6.
Sitzend auf dem Felsgestein,
Schlägt der Held das ehrne Becken,
Wacht allein und schläft allein,
Fürchtet nicht der Wildniß Schrecken,
Spricht: Geschworen hab' ich eben,
Anders als mit meinem Leben
Nicht den Posten aufzugeben.
Auf des Berges Felsabhang
Schlägt der Held das ehrne Becken;
Und soweit man hört den Klang,
Muß er Muth dem Land erwecken;
Denn er sagt in seiner Mitten,
Daß nicht von Barbarentritten
Sind die Grenzen überschritten.
Auf des Berges höchstem First
Schlägt der Held das ehrne Becken;
Und soweit du's hören wirst,
Mußt du, Feind, zurücke schrecken;
Denn es redet dir das Zeichen
Von dem Helden ohne Gleichen,
Und der Hut in unsern Reichen.
— in: Sekles, Bernhard (ed.). Aus dem Schi-King. Leipzig: D. Rahter, 1907. p. 6.
Freude der Einsamkeit Victor von Strauß (1809–1899)
— in: Strauß, Victor von. Schi-king. Das kanonische Liederbuch der Chinesen. Heidelberg: Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, 1880. p. 130.
Einsamkeit am Bach im Thal
Ist des Hohen heitre Wahl.
Einsam schläft er, wacht und spricht;
Schwört, allzeit vergess' er's nicht.
Einsamkeit am Bergeshang
Ist des Hohen freud'ger Drang.
Einsam schläft er, wacht mit Sang;
Schwört, nicht lass' er's lebenslang.
Einsamkeit auf Gipfelhöh'
Ist des Hohen Wonnenpfand.
Einsam schläft er, wacht, hält Stand,
Schwört, er thu' es nie bekannt.