Pi pa xing 琵琶行
by Bai Juyi 白居易 (772–846)
Dynasty: Tang 唐 (618–907)
Included in: Peng Dingqiu 彭定求 (ed.). Quan Tang shi 全唐詩 (Complete Tang Poems) Beijing: Zhonghua shuju, 1985. 435.4821f.
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Vincenz Hundhausen (1878–1955): Die Lautenspielerin
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Bei Hsün-Yang war's und Nacht. Der uns bewirtet Und uns begleitet hatte, stieg vom Pferde. Wir saßen schon zur Weiterfahrt gegürtet Auf unserem Boote. Herbstlich wehe Schauer Erzitterten im aufgeblühten Ried Und in den Eichenblättern wie ein Lied Von Untergang und banger Trennungstrauer. Dann kam der Freund zu uns an Bord der Schunke. Doch fehlten Flötenklang und Spiel der Saiten Den Scheidenden zum letzten Abschiedstrunke. Der Herzen Riegel lösten sich im Weine, Und manches Wort von leerem Abschied fiel. Der Strom erglänzte weithin ohne Ziel Umfangen von des Mondes bleichem Scheine. Und plötzlich tönte durch die Nacht ganz leise Von fernher über Flut und Mondgeflimmer Ein Lautenspiel mit schlichter, süßer Weise. Wir alle lauschten überrascht und saßen Von diesen Klängen wunderbar gebannt, So daß der Freund kein Abschiedswort mehr fand Und wir die Abfahrt und uns selbst vergaßen. Wir spähten nach dem Spielmann dieser Lieder, Und als wir fragten, durch die Stille rufend, Da schwieg das Spiel, und Antwort scholl nicht wieder. Doch langsam kam ein Nachen hergeschwommen Mit einer Frau. Wir luden froh sie ein, Wir füllten in die Becher neuen Wein, Entfachten neu die Lampen, die verglommen. Viel hundert Male mußten wir sie bitten, Und endlich kam sie, ihr Gesicht verbergend, In unseren Kreis mit zögernd zagen Schritten. Ihr schmales Händchen zitterte und irrte Und prüfte lange jeder Saite Klang, Bis jeder Ton in klarer Reinheit schwang Und sich der Stimmen Drang zum Lied entwirrte. Es war ein Lied von wunden Traurigkeiten Enttäuschtem Hoffen und verlorenem Leben. Sie beugte tief ihr Antlitz auf die Saiten, Und jede Saite fest und hart geschlagen Klang wie ein Aufschrei laut und streng und voll. Ein Übermaß von tiefster Trauer quoll Und formte sich zu vorwurfsvollen Klagen. Doch sanftere Weisen werden wach und singen Von Liebessehnen und von süßen Träumen, Von irdischen und himmlisch hohen Dingen. Sie führt das Blättchen langsam bald, bald schneller; Herbstregen rauscht, Geflüster lispelt zart, Die Töne rieseln wundersam gepaart, Wie Perlen rinnen in kristallene Teller. In Blumengärten singen Nachtigallen, Verborgen unter Gräsern raunen Quellen Mit leisem Murmeln und verhaltenem Wallen. Das Lied zerfließt in immer schwächeren Klängen. So stirbt des Flusses Stimme, wenn das Eis Sich auf ihn legt. Kein Laut mehr. Doch man weiß, Er ringt, die Decke rauschend zu zersprengen. Oh, dieses Schweigen! Wenn sich in der Tiefe Der Seele heimlichste Gefühle bergen! Verhaßt die Hand, die sie zum Leben riefe, Bevor sie selbst die Fesseln stürmisch brechen! Noch zittert von der Töne Überschwall Im Herzen nach ein letzter, müder Hall. Oh, wie viel schöner schweigen dann, als sprechen! Dann bricht es los. – So fallen die befreiten Vereinten Wasser aus gestürzter Vase. Das Blättchen rast und wirbelt auf den Saiten. Wie Waffenklirren auf dem Eisenkleide Des schnellen Reiters jagt die Weise fort, Und dann ein letzter, zuckender Akkord, So wie ein jäher Riß durch weiche Seide. Das Spiel war aus. – Kein Laut durchbrach das Schweigen. Der Herbstmond schmiegte sich ans Herz des Stromes. Sie dankte uns mit einem müden Neigen. Dann steckte sie das Blättchen auf die Laute, Strich glättend über ihr Gewand und stand Noch zögernd, bis sich Wort zum Worte fand Und sie ihr Schicksal stockend uns vertraute: "In Tschang-An, in der Hügelvorstadt, waren Besitzer eines Häuschens meine Eltern. Ich hatte trefflich schon mit dreizehn Jahren Das Lautenspiel gelernt. Die ersten Töne Genügten, daß mich jeder Meister pries. Um meine Schönheit hold, mein Antlitz süß Beneidete selbst Tsou-Niang mich, die schöne. Mein Name galt als erster bald von allen. Von Wu-Ling selbst die stolzen, jungen Herren Wetteiferten darin, mir zu gefallen. Ein Lied erwarb mir Ballen roter Seide. Geschmeide brach von Gold und Elfenbein, Auf meine seidene Schürze floß der Wein, So tobte auf mein Spiel die Beifallsfreude. Und während so in Luft die Jahre gingen, Versäumte Herbstmond ich und Frühlingsblühen. Die Mutter mußte ich zu Grabe bringen, Der Bruder kehrte nicht mehr aus dem Kriege. Der Wangen Lieblichkeit schwand mehr und mehr; Bald war die Schwelle meines Hauses leer, Und selten scharrten Rosse an der Stiege. Ein Kaufmann wählte mich zu seinem Weibe, Der Geld nur liebt und nach Gewinn nur trachtet. Ihm gilt es wenig, wenn ich fern ihm bleibe. Vor einem Jahre zog er ohne Klage, Tee einzukaufen, nach der Stadt Fu-Ljiang Und seither keine Kunde zu mir drang, Und trüb und einsam schleichen meine Tage. Ich lasse langsam meinen Nachen gleiten, Wenn auf die kalte Flut der Herbstmond schimmert. Dann träume ich von frohen Jugendzeiten. Die Laute singt von meinem stillen Leide, Und meine Tränen fallen fort und fort Auf meines kleinen Nachens roten Bord Und netzen mein Gewand und mein Geschmeide." Schon bei den Klängen ihrer Laute legte Sich heißes Mitgefühl in meine Seele. Oh, wie mich ihre Rede jetzt bewegte! "Du arme Frau," so fiel auch ich in tiefes Leid! Im Herzen tragend gleiche Traurigkeit, Was braucht es mehr noch, daß wir Freundschaft hegen? Ein Jahr schon muß ich fern der Hauptstadt leben, Seit man in diese Ode mich verbannte, Wo Fieberdünste zehrend uns umschweben; Und fast ein Jahr auch lag ich krank im Bette. Am flachen Ufer drüben steht mein Haus. Nur gelbes Schilfrohr breitet blaß sich aus, Und armer Bambus wächst an dieser Stätte. Hier dringt kein Saitenspiel zu meinem Ohre, Kein sanftes Flötenlied. – Nur Affen kreischen, Nachtschwalben schreien todeswund im Rohre; Und grüße ich des Herbstes klaren Morgen, Den Strom, die Blumen und den Mondenschein, Dann sitze einsam ich bei meinem Wein, Und mit den Sinnen schwinden erst die Sorgen. Doch, hört man hier nicht dörfliche Gesänge Und Schilfrohrpfeifen? – Ach, mein Ohr verwunden Mit ihrem Mißgetön die Jammerklänge! Und heute klang dein Spiel in süßer Schöne! Vom Himmel stieg die göttliche Musik, Weit offen stand mein Herz im Augenblick! Oh, bleibe noch und spende neue Töne. Und zu den reinen Klängen deiner Laute Verflechte ich für dich dann zum Gedichte Dein Schicksal, das dein Mund uns anvertraute." Schon klang ein neues Lied von tiefem Leide, Und keiner schämte mehr der Tränen sich. Ich aber weinte, weinte bitterlich, Und tränkte der Verbannung dunkle Seide.–
in: Hundhausen, Vincenz. Chinesische Dichter des dritten bis elften Jahrhunderts. In deutscher Nachdichtung von Vincenz Hundhausen. Eisenach: Erich Röth-Verlag, 1926. p. 95-100. –
in: Hundhausen, Vincenz. Chinesische Dichter in deutscher Sprache. Peking, Leipzig: Pekinger Verlag, 1926. p. 95-100. -
Volker Klöpsch (1948–): Die Lautenspielerin
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in: Klöpsch, Volker. Der seidene Faden. Gedichte der Tang. Frankfurt a. M.: Insel Verlag, 1991. p. 267-272.
With commentary on p. 273. -
Adolph Schulze and Jitong Chen (1851–1907): Die Laute
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Nach den Ufern des Flusses Tschang-Yang Geleite ich bei Nacht einen Freund zurück. Die Bäume und das Schilf, Vom Herbstwind bewegt, Flüsterten traurig. Ich war vom Pferde gestiegen und begleitete Meinen Freund auf sein Schiff. Wir wollten noch ein letztesmal trinken, Bevor wir Abschied nahmen. Doch ohne Musik waren wir nicht fröhlich Und fünf Minuten nur trennten uns von dem Abschiede. Der Mond übergoß den Strom Mit schwermütigem Licht. Plötzlich hören wir den Ton Einer Laute. Mein Freund und ich vergaßen die Stunde der Abreise Und indem wir den Tönen folgten, Suchten wir den Spieler zu entdecken. Wir trieben unser Schiff heran. Wir rufen. Allein die Töne schweigen, man zögert, Uns zu antworten. Doch unsere Einladung ist dringend; Wir wiederholen sie und decken von neuem den Tisch; Die Lampen werden angezündet. Endlich erkennen wir eine Frau, Deren Gestalt halb von der Laute verborgen ist. Sie willigt ein, auf unser Schiff zu kommen. Die ersten zitternden Töne, Als sie die Saiten stimmt, Drücken schon ein Gefühl aus: Jeder Ton ist gedämpft, aber ausdrucksvoll, Verschleiert wie von Traurigkeit. Dann beginnt sie zu spielen. Die Griffe bilden Windungen auf den Saiten; Sie kommen und gehen; Sie steigen Oktaven auf und nieder. Die tiefen Saiten rauschen wie die Flut; Die oberen flüstern leise. Plötzlich werden die Töne lebendiger; Man glaubt einen Perlenregen zu vernehmen, Der auf eine Marmorplatte fällt. Die Skala gleicht dem Gesang der Nachtigall Oder dem Sturz des Wasserfalles. Die Pausen drücken eisige Traurigkeit aus. Das Ende der Melodie gleicht einem zerbrochenen Gefäß, Aus dem das Wasser reichlich strömt hervor. Es gleicht auch dem Zusammenstoß von Reitertruppen, Wenn Panzer und Lanzen aufeinanderklingen. Zum Schlusse führt sie den Bogen über die Saiten, Die unter einem einzigen Strich erzittern, Wie wenn man ein Stück Zeug zerreißt. Auf allen Schiffen im Osten und im Westen Ist es in diesem Augenblick still; man sieht nur Den Schein des Mondes auf der Oberfläche des Wassers. Sie hat aufgehört und sich erhoben, um ihre Wirte zu begrüßen. Sie erzählt, dass sie aus der Hauptstadt ist. Mit dreizehn Jahren hat sie die Laute spielen gelernt Und ihr Name ist einer der ersten Unter den Künstlerinnen geworden. Ihre Stücke entzückten die Kenner; Sie erregte die Eifersucht aller Frauen. Alle jungen Leute der Hauptstadt bewunderten sie; Jedes ihrer Stücke wurde Mit unschätzbaren Geschenken bezahlt. Die Edelsteine füllten ihre Wohnung. Wie oft wurde auf ihren roten Röcken Der Wein vergossen! Das Jahr verging in Festen, Der Frühling und der Herbst verflossen, Ohne daß sie es bemerkte, Ihr Bruder ist zum Militär gegangen, Ihre Mutter ist gestorben; Von Tag zu Tag ist ihre Jugend dahingewelkt. Die Wagen und Pferde vor ihrer Tür Sind seltener geworden Und sie hat sich entschlossen, Sich mit einem Kaufmann zu verheiraten. Doch dieser Kaufmann liebt nur das Geld; Er hat kein Gefühl für die Schmerzen der Trennung. 'Vor einem Monat zog er fort, um Tee zu kaufen. Seit seiner Abreise hüte ich allein das Schiff, Um welches der Mond und das Wasser Eine furchtbare Kälte verbreiten. Heute abends, als ich meiner frohen, So glücklich verlebten Jugend gedachte, Habe ich geweint Und gespielt, um mich zu zerstreuen.' Ich hatte Sympathie empfunden, Als ich das Spiel der Künstlerin hörte; Aber nach ihrer Erzählung mußte ich seufzen. Wir alle sind die Ausgestoßenen des Weltalls; Brauchen wir uns zu kennen, Ehe wir uns begegnen? Auch ich habe seit einem Jahre die Hauptstadt verlassen; Ich lebe krank in meinem Exil, Wo es keine Musik gibt. Während des ganzen Jahres habe ich keinen melodischen Ton gehört. Meine Wohnung am Ufer des Flusses ist sumpfig; Gelbes Schilf und Bambusrohr umgeben sie. Wißt ihr, was ich Tag und Nacht höre? Weinende Vögel und seufzende Affen. Trotz der Blumen des Frühlings und des Herbstmondes Gieße ich den Wein stets allein in mein Glas. Wohl höre ich den Gesang der Bergbewohner Und den Ton der Schalmeien aus dem Dorfe; Aber diese Musik betäubt mich, Ohne mir Freude zu machen. Heute Abend, als ich deine Laute vernahm, War es mir, als hörte ich Den Gesang der Engel, und ich war entzückt. Spiele noch ein Lied, ich bitte dich, Damit ich diese glückliche Begegnung niederschreiben kann. Gerührt durch meine Bitte, spielte sie stehend. Ihr Gesang war traurig; die ganze Zuhörerschaft War bewegt und ich selbst habe geweint.–
in: Rheden, Peter (ed.). Chinesisch-deutsche Gedichte. Eine Zusammenstellung aus verschiedenen Quellen. Zweiter Teil: Zweites ausführliches Literaturverzeichnis – Mit Zitaten zu den Kapiteln: Chinesische Poesie, Literatur, Kultur, Gymnasial-Programm-Abhandlung aus dem XXIX. Jahresbericht des f.b. Vinzentinums in Brixen, Südtirol. Brixen: Verlag des f. b. Vinzentinums, 1904. p. 56-59.
元和十年,予左遷九江郡司馬。明年秋,送客湓浦口,聞船中夜彈琵琶者。聽其音,錚錚然有京都聲。問其人,本長安倡女,嘗學琵琶於穆、曹二善才。年長色衰,委身為賈人婦。遂命酒,使快彈數曲。曲罷,憫默。自敘少小時歡樂事,今漂淪憔悴,轉徙於江湖間。予出官二年,恬然自安,感斯人言,是夕始覺有遷謫意。因為長句歌以贈之,凡六百一十二言,命曰琵琶行。 潯陽江頭夜送客,楓葉荻花秋索索。 主人下馬客在船,舉酒欲飲無管弦。 醉不成歡慘將別,別時茫茫江浸月。 忽聞水上琶琵聲,主人忘歸客不發。 尋聲暗問彈者誰,琵琶聲停欲語遲。 移船相近邀相見,添酒迴燈重開宴。 千呼萬喚始出來,猶抱琵琶半遮面。 轉軸撥弦三兩聲,未成曲調先有情。 弦弦掩抑聲聲思,似訴平生不得意。 低眉信手續續彈,說盡心中無限事。 輕攏慢撚抹復挑,初為霓裳後六⼳。 大弦嘈嘈如急雨,小弦切切如私語。 嘈嘈切切錯雜彈,大珠小珠落玉盤。 間關鶯語花底滑,幽咽泉流水下灘。 水泉冷澀弦疑絕,疑絕不通聲暫歇。 別有幽愁暗恨生,此時無聲勝有聲。 銀缾乍破水漿迸,鐵騎突出刀槍鳴。 曲終收撥當心畫,四弦一聲如裂帛。 東舟西舫悄無言,唯見江心秋月白。 沈吟放撥插弦中,整頓衣裳起斂容。 自言本是京城女,家在蝦蟆陵下住。 十三學得琵琶成,名屬教坊第一部。 曲罷曾教善才伏,妝成每被秋娘妒。 五陵年少爭纏頭,一曲紅綃不知數。 鈿頭雲篦擊節碎,血色羅裙翻酒汙。 今年歡笑復明年,秋月春風等閒度。 弟走從軍阿姨死,暮去朝來顏色故。 門前冷落鞍馬稀,老大嫁作商人婦。 商人重利輕別離,前月浮梁買茶去。 去來江口守空船,繞船月明江水寒。 夜深忽夢少年事,夢啼妝淚紅闌干。 我聞琵琶已歎息,又聞此語重唧唧。 同是天涯淪落人,相逢何必曾相識。 我從去年辭帝京,謫居臥病潯陽城。 潯陽小處無音樂,終歲不聞絲竹聲。 住近湓江地低溼,黃蘆苦竹繞宅生。 其間旦暮聞何物,杜鵑啼血猿哀鳴。 春江花朝秋月夜,往往取酒還獨傾。 豈無山歌與村笛,嘔啞嘲哳難為聽。 今夜聞君琵琶語,如聽仙樂耳暫明。 莫辭更坐彈一曲,為君翻作琶琵行。 感我此言良久立,卻坐促弦弦轉急。 淒淒不似向前聲,滿座重聞皆掩泣。 座中泣下誰最多,江州司馬青衫溼。