凱風
Anonymous (Shijing)
凱風自南,吹彼棘心。
棘心夭夭,母氏劬勞。
凱風自南,吹彼棘薪。
母氏聖善,我無令人。
爰有寒泉,在浚之下。
有子七人,母氏勞苦。
睍睆黃鳥,載好其音。
有子七人,莫慰母心。
Die Söhne über ihre Mutter, die zu frei lebte Ernst Meier (1813–1866)
— in: Meier, Ernst. Morgenländische Anthologie. Klassische Dichtungen aus der sinesischen, indischen, persischen und hebräischen Literatur. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1875. p. 35f.
Holder Südwind weht und wärmet
Dieses Dornes innres Mark.
Sieh, da grünt und blüht der Dornstrauch,
Daß er wie verjüngt erscheint.
Unsre Mutter aber schwebet
Stets in Sorgen und in Nöthen.
Holder Südwind weht und wärmet
Dieses Dornes Holz Mark.
Unsre Mutter ist vortrefflich
An Verstand und Geistesgaben;
Doch wir Kinder, wir sind Menschen
Ohne Tüchtigkeit und Tugend.
Lieblich und melodisch flötet
Mit ununterbrochnem Ton
Dort im Hain der gelbe Vogel.
Doch wir sieben schlimmen Söhne
Können unsrer braven Mutter
Keinen süßen Trost gewähren.
Selbstanklage ungerathener Söhne Victor von Strauß (1809–1899)
— in: Strauß, Victor von. Schi-king. Das kanonische Liederbuch der Chinesen. Heidelberg: Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, 1880. p. 101.
Von Süden her der sanfte Wind,
In's Herz der Dornen haucht er lind,
Und lieblich grünt der Dornen Herz; –
Die Mutter quälet Sorg' und Schmerz.
Von Süden her der sanfte Wind,
In's Holz der Dornen haucht er zart;
Die Mutter ist so weis' und gut,
Doch wir sind Menschen schlimmer Art.
Wol giebt es einen kühlen Born,
Der unter Siün entquillt im Thal;
Doch ihrer sieben Söhne giebt's,
Die sind der Mutter Sorg' und Qual.
Der gelben Vögel schöner Sang
Ertönt gar lieblich allerwärts;
Doch ihrer sieben Söhne giebt's,
Die trösten nicht der Mutter Herz.