關雎
Anonymous (Shijing)
關關雎鳩,在河之洲。 窈窕淑女,君子好逑。 參差荇菜,左右流之。 窈窕淑女,寤寐求之。 求之不得,寤寐思服。 悠哉悠哉,輾轉反側。 參差荇菜,左右采之。 窈窕淑女,琴瑟友之。 參差荇菜,左右芼之。 窈窕淑女,鍾鼓樂之。
Hochzeitlieder, 1. "Die nur der Tod kann trennen" Johann Cramer
— in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 1.
Die nur der Tod kann trennen, Die Zwei auf stillen Wellen, Zwei Enten sind es, Mann und Weib, Die fahren unter Wechselliedern. An Tugend reich die Gattin, An Hulden, Zucht und Sitte, Geschmückt durch Schönheit, Tugend, Hat klug er sie gesuchet. Es neigen sich viel Schilfe Im Winde hoch und niedre, Sie neigen sich dem Fluthenschwall, Da wo sie aufgewachsen. Und daß sie sei sein Eigen, Das wünscht in Traum und Wachen Gar Mancher eitel trachtend, Unruhig auf dem Lager. Es freiten um sie Viele, Doch Einer brach die Blume; Wie schön sie sich vereinen, Wie Trommel- und Glockenspiel!
Die kleinen Enten nisten schon Conrad Haußmann (1857–1922)
— in: Haußmann, Conrad. "Im Tau der Orchideen" und andere chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. München: Albert Langen, Verlag für Literatur und Kunst, 1908. p. 1.
Die kleinen Enten nisten schon Im Strom am Inselriff, Der trägt die holde Braut zum Thron Auf einem Königsschiff. Seerosen schaukeln auf der Flut, Die stolz der Kiel durchfährt. Still ist und rein und hochgemut Das Weib, das er begehrt, Begehrt im Wachen und im Schlaf, In Träumen heiß und schwül, Seitdem ihr Bild sein Auge traf, Wälzt er sich auf dem Pfühl.
Preislied auf Tai-sse, die Königsbraut Vincenz Hundhausen (1878–1955)
— in: Hundhausen, Vincenz. Chinesische Dichter in deutscher Sprache. Peking, Leipzig: Pekinger Verlag, 1926. p. 112.
Auf des Stromes Insel baute Sich sein Nest ein Entenpaar. Zärtlich locken Wechsellaute: Kouan, kouan! immerdar. In des Elternhauses Stille Ist ein holdes Kind erblüht, Sanft und sittsam von Gemüt. Unser Fürst hat sie erschaut, Und sein königlicher Wille Wählte sie zur würdigen Braut. Durch der Wasserrosen Blüten Gleitet unser Kahn dahin. Züchtig wußte sie zu hüten Ihren minniglichen Sinn. Unseres Fürsten Luft und Kummer Ist nur sie, und sein Begehr Sucht nach keiner andern mehr. Weil der Fürst an sie gedacht, Wälzte er sich ohne Schlummer Schon so manche lange Nacht. Wasserrosen blühn; wir pflücken Ihre Blüten in den Kahn. Um die Holde zu entzücken, Lautenspiel und Harfe nahn. Wasserrosen blühn; wir bücken Uns nach ihnen auf die Flut. Oh, wie ist sie rein, und gut! Glocken klingen hell und laut, Um die Holde zu beglücken; Paukenschlag begrüßt die Braut.
Hochzeitslied "Zwei verbundne Wasser-Enten" Ernst Meier (1813–1866)
— in: Meier, Ernst. Morgenländische Anthologie. Klassische Dichtungen aus der sinesischen, indischen, persischen und hebräischen Literatur. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1875. p. 11.
Zwei verbundne Wasser-Enten, Weib- und Männlein, ziehen Kreise Schwimmend auf des Stromes Flut, Gingen wechselnd ihre Weise. Die Jungfrau, hehr und wonniglich, Mit hoher Tugend reich geschmückt - Wie freut der weise Vater sich, Der sie mit einem Mann beglückt. Kurz und lang auch sind die Stiele, Die die Wasserpflanze führt, Neigen bald sich rechts-, bald linkshin, Wie das Wasser sie berührt. Es wünschte unsre Jungfrau schon Im Traum und wachend mancher Mann; Doch Einer nur trägt sie davon, Der Eine, den sie lieb gewann.
Die jung vermählte Königin Carl Friedrich Neumann
— in: Jolowicz, Heinrich (ed.). Der poetische Orient. Leipzig: Verlag von Otto Wigand, 1853. p. 5f.
Auf der einsamen Insel des Stromes singen harmonisch die Vögel Tsiu-kiu; In stiller Zurückgezogenheit liebt das herrliche Weib sich mit dem Trefflichen zu verbinden. Rechts und links ranket ordnungslos die Wasserpflanze Hing-tsai; In stiller Zurückgezogenheit sehnt sich nach ihm schlafend und wachend das treffliche Weib. Sie sehnt sich nach ihm, kann nicht schlafen, nicht wachen, in Gedanken versunken, – Gedankenvoll sich dehnend und wendend, sich wendend und dehnend. Rechts und links pranget herrlich die Wasserpflanze Hing-tsai; In stiller Zurückgezogenheit spielt melodisch das treffliche Weib die Instrumente Kiu und Tse.
Hochzeitlieder, 1. "Zwei, die nur vom Tod Getrennten" Friedrich Rückert (1788–1866)
— in: Rückert, Friedrich. Schi-king. Chinesisches Liederbuch. Altona: J. F. Hammerich, 1833. p. 7f.
— in: Scherr, Johannes (ed.). Bildersaal der Weltliteratur. Aus dem Literaturschatz der Morgenländer (Inder, Chinesen, Hebräer, Araber, Perser, Türken), - der Alten (Hellen und Römer), - der Romanen (Provençalen, Italiener, Spanier, Portugiesen, Franzosen), - der Germanen (Engländer, Deutschen, Niederländer, Isländer, Schweden, Dänen), - der Slaven (Böhmen, Serben, Polen, Russen), - der Magyaren (Ungarn) und der Neugriechen. Stuttgart: Ad. Becker's Verlag, 1848. p. 38.
— in: Jolowicz, Heinrich (ed.). Der poetische Orient. Leipzig: Verlag von Otto Wigand, 1853. p. 5.
— in: Jolowicz, Heinrich. Blüthenkranz morgenländischer Dichtung. Breislau: Verlag von Eduard Trewendt, 1860.
— in: Scherr, Johannes (ed.). Bildersaal der Weltliteratur. Stuttgart: A. Kröner, 1869. p. 16.
— in: Scherr, Johannes (ed.). Bildersaal der Weltliteratur, Band 1. Stuttgart: Gebrüder Kröner, 1885. p. 16.
Zwei, die nur vom Tod Getrennten, Die auf stiller Flut entlang, Mann und Weib, zwei Spiegelenten, Schweben unter Wechselsang! Die Gefährtin reich an Tugend, Reich an Anmuth, Sitte, Zucht, Die von Schönheit strahlt und Tugend, Hat ein Kluger ausgesucht. Viele Schilfe, kurz' und lange, Schwanken hin und her im Wind, Neigen sich des Wassers Drange, Wo sie aufgewachsen sind. Unsre Jungfrau zu gewinnen Wünscht im Wachen und im Traum Mancher, sich mit eitlem Sinnen Wälzend auf des Lagers Raum. Viele sie begehret hatten, Einer brach die Blum' am Stiel. Wie gefällig sie sich gatten! Wie mit Trommel Glockenspiel.
Zur Vermählung des Königs Wen Victor von Strauß (1809–1899)
— in: Strauß, Victor von. Schi-king. Das kanonische Liederbuch der Chinesen. Heidelberg: Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, 1880. p. 65f.
— in: Scherr, Johannes (ed.). Bildersaal der Weltliteratur, Band 1. Stuttgart: Gebrüder Kröner, 1885. p. 16.
— in: Wille, Bruno. Die Weltdichter fremder Zungen und Schätze aus ihren Werken in deutscher Nachdichtung. Von den Veden bis Tolstoi.. Berlin: Märkische Verlagsanstalt, 1911. p. 67.
— in: Oehlke, Waldemar. Chinesische Lyrik und Sprichwörter. Bremen-Horn: Walter Dorn-Verlag, 1952. p. 35.
— in: Gundert, Wilhelm. Lyrik des Ostens. München: Carl Hanser Verlag, 1952. p. 228f.
— in: Guenther, Johannes von. Lyrik aus aller Welt. Liebesgedichte, Ullstein Buch. Frankfurt a. M.: Ullstein Taschenbücher-Verlag, 1958. p. 190.
Ein Entenpaar ruft Wechsellaut, Auf Stromes Insel hat's gebaut. Still, sittsam ist die reine Maid, Des hohen Fürsten würd'ge Braut. Seerosen schwimmen mannigfalt, Und links und rechts durchfährt man sie. Still, züchtig ist die reine Maid; Wach und im Schlaf begehrt' er sie. Und fand er nicht, die sein Begehr, Wach und im Schlaf gedacht' er der, Ach wie so sehr, ach wie so sehr! Und wälzt' und wand sich hin her. Seerosen schwimmen mannigfalt, Und links und rechts wir langen sie. Still, sittsam ist die reine Maid, Und Laut' und Harf' empfangen sie. Seerosen schwimmen mannigfalt, Und links und rechts wir pflücken sie. Still, sittsam ist die reine Maid, Und Glock' und Pauk' entzücken sie.