葛生
Anonymous (Shijing)
葛生蒙楚,蘞蔓于野。
予美亡此,誰與獨處。
葛生蒙棘,蘞蔓于域。
予美亡此,誰與獨息。
角枕粲兮,錦衾爛兮。
予美亡此,誰與獨旦。
夏之日,冬之夜。
百歲之後,歸于其居。
冬之夜,夏之日。
百歲之後,歸于其室。
Die verlassene Braut Johann Cramer
— in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 93.
— in: Jolowicz, Heinrich (ed.). Der poetische Orient. Leipzig: Verlag von Otto Wigand, 1853. p. 12.
— in: Hart, Julius. Orient und Occident. Minden, Westfalen: Bruns Verlag-GmbH & Co. KG, 1885. p. 1f.
Der Epheu kriecht am Boden fort,
Es nahm kein Baum ihn auf;
So windet auch sich mein Gedankenlauf
Bis nach des Liebsten Ort.
Ist wer bei mir? allein ich bin!
Wer sollte denn auch bei mir sein?
Ich bin mit meinem Gram allein.
Der Epheu webet um das Grab
Wohl einen Schmuck der Traurigkeit;
So webt an einem Hochzeitskleid
Mein traurig Sinnen auf und ab.
Wer bei mir ist? allein ich bin!
Ach, nur allein
Mit meinem Kummer, meiner Pein.
Die seidnen Decken sind gewebt,
Und goldgestickt die Kissen auch;
Doch, ach, für den nicht zum Gebrauch,
Nach dem mein ganzes Trachten strebt.
Wer ist bei mir? allein ich bin!
Ich und des Mondes blasser Schein,
Der traurig blickt zu mir herein.
Nach Winternacht und Sommertag,
Nach manchem langen, langen Jahr,
Man uns zusammen als ein Paar
Ins stille Grab wohl legen mag.
Wer ist bei mir? allein ich bin!
Doch will mit dir zu zweien
Dort lang, dort ewig sein.
— in: Jolowicz, Heinrich (ed.). Der poetische Orient. Leipzig: Verlag von Otto Wigand, 1853. p. 12.
— in: Hart, Julius. Orient und Occident. Minden, Westfalen: Bruns Verlag-GmbH & Co. KG, 1885. p. 1f.
In hundert Jahren Elisabeth Oehler-Heimerdinger (1884–1955)
— in: Oehler-Heimerdinger, Elisabeth. Das Frauenherz. Chinesische Lieder aus drei Jahrtausenden. Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1925. p. 36.
Die Fasel hält den Strauch umfangen,
Die Winde spinnt die Heide ein.
Mein liebster Mann ist hingegangen,
Wen hab ich sonst? - Ich bin allein.
Die Fasel hat den Dorn umwunden,
Die Winde deckt die Gräber zu.
Mein Liebster ist dahingeschwunden,
Wen hab ich sonst? - Allein ich ruh.
Wie schön war unsres Bettes Kissen,
Die seidne Decke glänzte drauf.
Mein liebster Mann ist mir entrissen.
Wen hab ich? - Einsam wach ich auf.
Wie lang der Sommertag, der klare,
Und wie so lang die Winternacht!
Ich weiß, erst über hundert Jahre
Werd ich zum Liebsten heimgebracht.
Wie lang die Winternacht, die bange,
Wie dehnt der Sommertag sich aus!
In hundert Jahren - ach wie lange! -
Bringt man mich in des Liebsten Haus.
Die verlassene Braut Friedrich Rückert (1788–1866)
— in: Rückert, Friedrich. Schi-king. Chinesisches Liederbuch. Altona: J. F. Hammerich, 1833. p. 133f.
— in: Wollheim da Fonseca, Anton Edmund. Die National-Literatur sämtlicher Völker des Orients. Eine prosaische und poetische Anthologie aus den besten Schriftstellern des gesamten Orients. Berlin: Verlag von Gustav Hempel, 1869. p. 830.
— in: Oehlke, Waldemar. Chinesische Lyrik und Sprichwörter. Bremen-Horn: Walter Dorn-Verlag, 1952. p. 27f.
Am Boden winden sich die Ranken,
Weil auf kein Baum sie nahm;
So winden sich mir die Gedanken
Fern ist mein Bräutigam.
Wer ist bei mir? ich bin allein;
Wer sollte bei mir seyn?
Ich bin allein mit meinem Gram.
Um einen Grabstein weben Ranken
Ein trauriges Geschmeid;
Mir weben traurige Gedanken
An einem Hochzeitskleid.
Wer ist bei mir? ich bin allein,
Allein mit meiner Pein,
Mit meinem Kummer, meinem Leid.
Von Seide sind gewebt die Decken,
Die Kissen goldgestickt;
Auf ihnen seh' ich nicht sich strecken
Ihn, dem sie sind beschickt.
Wer ist bei mir? ich bin allein,
Ich und des Mondes Schein,
Der traurig in die Kammer blickt.
Nach Winternächten, Sommertagen,
Nach manchem langen Jahr,
Wird man zuletzt zusammen tragen
Ins Grab uns als ein Paar.
Wer ist bei mir? ich bin allein;
Mit dir will ich zu zweyn
Dort seyn auf lang, auf immerdar.
— in: Wollheim da Fonseca, Anton Edmund. Die National-Literatur sämtlicher Völker des Orients. Eine prosaische und poetische Anthologie aus den besten Schriftstellern des gesamten Orients. Berlin: Verlag von Gustav Hempel, 1869. p. 830.
— in: Oehlke, Waldemar. Chinesische Lyrik und Sprichwörter. Bremen-Horn: Walter Dorn-Verlag, 1952. p. 27f.
Aus dem Schi-king, 37. "Das Ko wächst überm Strauch herein" Victor von Strauß (1809–1899)
— in: Seliger, Paul (ed.). Der Völker Liebesgarten. Leipzig: Verlag Julius Zeitler, 1909. p. 13f.
Das Ko wächst überm Strauch herein,
Die Winde schlingt sich fort im Frei'n.
Mein Vielgeliebter ist nicht mehr;
Wer ist noch mein? Ich bin allein.
Das Ko am Dorn wächst kräftiglich,
Die Winde schlingt um Gräber sich,
Mein Vielgeliebter ist nicht mehr;
Wer ist noch mein? Allein steh' ich.
Der Pfühl fürs Haupt, so schön und fein!
So reich der Decke Stickerei'n!
Mein Vielgeliebter ist nicht mehr;
Wer ist noch mein? Mir tagt's allein.
Nach manchem Sommertag,
Nach mancher Winternacht,
Wohl hundert Jahre hintendrein
Geh' ich, wo er nun Wohnung macht.
Nach mancher Winternacht,
Nach manchem Sommertag,
Wohl hundert Jahre hintendrein
Geh' ich zu ihm in sein Gemach.
Wittwentrauer und Wittwentreue Victor von Strauß (1809–1899)
— in: Strauß, Victor von. Schi-king. Das kanonische Liederbuch der Chinesen. Heidelberg: Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, 1880. p. 206.
— in: Oehlke, Waldemar. Chinesische Lyrik und Sprichwörter. Bremen-Horn: Walter Dorn-Verlag, 1952. p. 38.
Das Ko wächst über'n Strauch herein,
Die Winde schlingt sich fort im Frei'n.
Mein Vielgeliebter ist nicht mehr;
Wer ist noch mein? Ich bin allein.
Das Ko am Dorn wächst kräftiglich,
Die Winde schlingt um Gräber sich.
Mein Vielgeliebter ist nicht mehr;
Wer ist noch mein? Allein steh' ich.
Der Pfühl für's Haupt, so schön und fein!
So reich der Decke Stickerei'n!
Mein Vielgeliebter ist nicht mehr;
Wer ist noch mein? Mir tagt's allein.
Nach manchem Sommertag,
Nach mancher Winternacht,
Wol hundert Jahre hintendrein,
Geh' ich, wo er nun Wohnung macht.
Nach mancher Winternacht,
Nach manchem Sommertag,
Wol hundert Jahre hintendrein,
Geh' ich zu ihm in sein Gemach.
— in: Oehlke, Waldemar. Chinesische Lyrik und Sprichwörter. Bremen-Horn: Walter Dorn-Verlag, 1952. p. 38.
Witwentrauer und Witwentreue Victor von Strauß (1809–1899)
— in: Gundert, Wilhelm. Lyrik des Ostens. München: Carl Hanser Verlag, 1952. p. 244.
— in: Guenther, Johannes von. Lyrik aus aller Welt. Liebesgedichte, Ullstein Buch. Frankfurt a. M.: Ullstein Taschenbücher-Verlag, 1958. p. 191.
Gerank wächst übern Strauch herein,
Die Winde schlingt sich fort im Frei'n.
Der mir der Liebste war, ist weg;
Wer ist noch mein? Ich bin allein.
Gerank am Dorn wächst kräftiglich,
Die Winde schlingt um Gräber sich.
Der mir der Liebste war, ist weg;
Wer ist noch mein? Allein steh ich.
Der Pfühl fürs Haupt, so schön und fein!
So reich der Decke Stickerein!
Der mir der Liebste war, ist weg;
Wer ist noch mein? Mir tagts allein.
Nach manchem Sommertag,
Nach mancher Winternacht,
Wohl hundert Jahre hinterdrein,
Geh ich, wo er nun Wohnung macht.
Nach mancher Winternacht,
Nach manchem Sommertag,
Wohl hundert Jahre hinterdrein,
Geh ich zu ihm in sein Gemach.
— in: Guenther, Johannes von. Lyrik aus aller Welt. Liebesgedichte, Ullstein Buch. Frankfurt a. M.: Ullstein Taschenbücher-Verlag, 1958. p. 191.