柏舟 "汎彼柏舟,在彼中河"
Anonymous (Shijing)
汎彼柏舟,在彼中河。
髧彼兩髦,實維我儀。
之死矢靡它。
母也天只,不諒人只。
汎彼柏舟,在彼河側。
髧彼兩髦,實維我特。
之死矢靡慝。
母也天只,不諒人只。
Die junge Witwe Hans Bethge (1876–1946)
— in: Bethge, Hans. Pfirsichblüten aus China. Berlin: Ernst Rowohlt Verlag, 1923. p. 1.
Die schmale Barke aus Zypressenholz
Treibt wogend auf dem Fluß. Mein Haupthaar fiel
Unter der Schere, – mein Gemahl ist tot.
Ich habe einen heiligen Schwur getan:
Mich nimmermehr, so lang mein Atem geht,
Mit einem andern Manne zu vereinen.
Die köstlichsten Geschenke bietet mir
Die eigne Mutter, um mich umzustimmen, –
Was weiß sie von dem Schmerz in meiner Brust!
Die schmale Barke aus Zypressenholz
Treibt wogend auf dem Fluß.
Mein Haupthaar fiel, –
Nur einige kleine Locken ließ man mir.
Die künden, daß ich einer neuen Ehe
Geneigt sei; doch durch meinen heiligen Schwur
Gebunden, laß ich nie mich darauf ein.
Die köstlichsten Geschenke bietet mir
Die eigne Mutter, um mich umzustimmen, –
Was weiß sie von dem Schmerz in meiner Brust!
Standhafte Treue Johann Cramer
— in: Cramer, Johann (ed.). Schi-King, oder Chinesische Lieder, gesammelt von Confucius. Neu und frei nach A. La Charme's lateinischer Übersetzung bearbeitet. Fürs deutsche Volk hg. von Johann Cramer, Das himmlische Reich. Oder China's Leben, Denken, Dichten und Geschichte, 4 vols. Crefeld: Verlag der J. H. Funcke'schen Buchhandlung, 1844. p. 43.
Ich schwör' es mit den höchsten Eiden,
Nicht lass' ich los von meinen Leiden,
Steig' lieber in den Sarg hinein,
Als eines Andern Weib zu sein.
Was schuld' ich meiner Mutter nicht!
Ja, dankbar sein ist meine Pflicht,
Und Segen sei ihr Herzgewinn,
Doch sie versteht nicht meinen Sinn.
Ich schwör' es mit dem höchsten Eide:
Ich lasse nicht von meinem Leide,
Und lieber wähl' ich mir den Tod,
Wenn mir ein andres Bündnis droht.
Standhafte Treue Friedrich Rückert (1788–1866)
— in: Rückert, Friedrich. Schi-king. Chinesisches Liederbuch. Altona: J. F. Hammerich, 1833. p. 66.
Ich schwöre meinen höchsten Eid:
Verbunden bleib' ich meinem Leid,
Und ehr werd ich den Tod erwählen,
Als einem andern mich vermählen.
Die Mutter hat mir Gut's erwiesen,
Ihr dankbar seyn, ist meine Pflicht.
Sie sey gesegnet und gepriesen;
Doch meinen Sinn versteht sie nicht.
Ich schwöre meinen höchsten Eid:
Verbunden bleib' ich meinem Leid,
Und ehr werd' ich den Tod erwählen,
Als einem andern mich vermählen.
Die treue Wittwe Victor von Strauß (1809–1899)
— in: Strauß, Victor von. Schi-king. Das kanonische Liederbuch der Chinesen. Heidelberg: Carl Winter's Universitätsbuchhandlung, 1880. p. 116.
Da schwimmet der Zypressenkahn
Bis mitten in den Strom hinein.
Den wir in Doppellocken sahn,
Ja, er nur durfte für mich sein.
Kein Andrer bis zum Tod, ich schwör's, wird mein;
O Mutter und o Himmel du,
O trauet ihr mir das nicht zu?
Da schwimmet der Zypressenkahn,
Und naht des Stromes Seite sich.
Den wir in Doppellocken sahn,
Ja, Er allein war da für mich.
Kein Schlechtes bis zum Tod, ich schwör's, thu' ich;
O Mutter und o Himmel du,
O trauet ihr mir das nicht zu?