夢李白(其二)“浮雲終日行”
Du Fu 杜甫 (712–770)
浮雲終日行,遊子久不至。
三夜頻夢君,情親見君意。
告歸常局促,苦道來不易。
江湖多風波,舟楫恐失墜。
出門搔白首,若負平生志。
冠蓋滿京華,斯人獨顦顇。
孰云網恢恢,將老身反累。
千秋萬歲名,寂莫身後事。
An Li T'ai-po I Alfred Forke (1867–1944)
— in: Forke, Alfred. Dichtungen der Tang- und Sung-Zeit, Veröffentlichungen des Seminars für Sprache und Kultur Chinas an der Hamburgischen Universität. Hamburg: Friederichsen, de Gruyter & Co., 1929. p. 65f.
Wie von einem Ort zum andern
Führt der Wolken Bahn,
Mußt auch du, Freund, ruhlos wandern,
Kommst am Ziel nicht an.
Nacheinander jetzt drei Nächte
Schaut' ich dich im Traum.
Schön das Wiedersehn ich dächte;
Wag's zu hoffen kaum.
Wenig frommt dir meine Botschaft :
"Eile schnell herbei" ,
Die nur Mühsal dir und Not schafft,
Denn du bist nicht frei.
Auf dem Fluß, den Seen streiten
Wind und Well'n voll Wut,
Daß des Schiffes Ruder gleiten,
Fürcht' ich, in die Flut.
Draußen steh ich vor den Toren,
Krau' mein weißes Haar,
'S ist, als hätte ich verloren,
Was mein Wunsch stets war.
Ehrenschirme höf'sche Trachten
Glänzen im Palast,
Während du mußt einsam schmachten
Und zu dulden hast.
Und da sagt man noch, sie hätten
Fast dich schon befreit,
Hält man für den Alten Ketten
Stärker doch bereit.
Ach, was nützt dir, zu erwerben
Tausendjähr'gen Ruhm?
Wenn du einmal kommst zum Sterben,
Wird es still ringsum.
Der Dichter sieht im Traum seinen Freund Li Tai Po in Kerkerhaft Otto Hauser (1876–1944)
— in: Hauser, Otto. Chinesische Gedichte aus der Han-, Tang- und Sung-Zeit. Übersetzt und eingeleitet von Otto Hauser, Aus fremden Gärten 58. Weimar: Alexander Duncker Verlag, 1917. p. 17f.
[...]
Der Schatten schwankt vor mir wohl Tag für Tag,
Doch ohne daß ich ihn erfassen mag.
Drei Nächte schon steht er im Traum vor mir.
Ach, wüßt' ich, was er denkt, so fern von hier.
Wird er in enger Haft beständig bleiben,
Wird stets Verfolgung durch das Land ihn treiben?
Orkan peitscht zwischen uns die Flüsse auf,
Kein Nachen nimmt da sicher seinen Lauf.
Mit Blüten schmückt das Leben alle andern,
Er muß durch Kummer und Bedrängnis wandern.
Ach, hoffen, daß das Leben neu erstehe,
Der Greis zurück zu seinem Anfang gehe,
Auch uns der tausend Lenze ew'ger Reigen
Erneut seh' im geheimnisvollen Schweigen!