寄崔二十六立之
Han Yu 韓愈 (768–824)
西城員外丞,心跡兩屈奇。
往歲戰詞賦,不將勢力隨。
下驢入省門,左右驚紛披。
傲兀坐試席,深叢見孤羆。
文如翻水成,初不用意為。
四座各低面,不敢捩眼窺。
升階揖侍郎,歸舍日未攲。
佳句喧眾口,考官敢瑕疵。
連年收科第,若摘頷底髭。
回首卿相位,通途無他岐。
豈論校書郎,袍笏光參差。
童稚見稱說,祝身得如斯。
儕輩妒且熱,喘如竹筒吹。
老婦願嫁女,約不論財貲。
老翁不量分,累月笞其兒。
攪攪爭附托,無人角雄雌。
由來人間事,翻覆不可知。
安有巢中鷇,插翅飛天陲。
駒麛著爪牙,猛虎借與皮。
汝頭有韁繫,汝腳有索縻。
陷身泥溝間,誰復稟指撝。
不脫吏部選,可見偶與奇。
又作朝士貶,得非命所施。
客居京城中,十日營一炊。
逼迫走巴蠻,恩愛座上離。
昨來漢水頭,始得完孤羇。
桁挂新衣裳,盎棄食殘糜。
苟無飢寒苦,那用分高卑。
憐我還好古,宦途同險巇。
每旬遺我書,竟歲無差池。
新篇奚其思,風幡肆逶迤。
又論諸毛功,劈水看蛟螭。
雷電生睒摱,角鬣相撐披。
屬我感窮景,抱華不能摛。
唱來和相報,愧歎俾我疵。
又寄百尺綵,緋紅相盛衰。
巧能喻其誠,深淺抽肝脾。
開展放我側,方餐涕垂匙。
朋交日凋謝,存者逐利移。
子寧獨迷誤,綴綴意益彌。
舉頭庭樹豁,狂飆卷寒曦。
迢遞山水隔,何由應塤篪。
別來就十年,君馬記騧驪。
長女當及事,誰助出帨縭。
諸男皆秀朗,幾能守家規。
文字銳氣在,輝輝見旌麾。
摧腸與慼容,能復持酒卮。
我雖未耋老,髮禿骨力羸。
所餘十九齒,飄颻盡浮危。
玄花著兩眼,視物隔褷褵。
燕席謝不詣,游鞍懸莫騎。
敦敦憑書案,譬彼鳥黏黐。
且吾聞之師,不以物自隳。
孤豚眠糞壤,不慕太廟犧。
君看一時人,幾輩先騰馳。
過半黑頭死,陰蟲食枯骴。
歡華不滿眼,咎責塞兩儀。
觀名計之利,詎足相陪裨。
仁者恥貪冒,受祿量所宜。
無能食國惠,豈異哀癃罷。
久欲辭謝去,休令眾睢睢。
況又嬰疹疾,寧保軀不貲。
不能前死罷,內實慚神祇。
舊籍在東郡,茅屋枳棘籬。
還歸非無指,灞渭揚春澌。
生兮耕吾疆,死也埋吾陂。
文書自傳道,不仗史筆垂。
夫子固吾黨,新恩釋銜羈。
去來伊洛上,相待安罛箄。
我有雙飲F1,其銀得朱提。
黃金塗物象,雕鐫妙工倕。
乃令千里鯨,⼳麼微螽斯。
猶能爭明月,擺掉出渺瀰。
野草花葉細,不辨薋菉葹。
綿綿相糾結,狀似環城陴。
四隅芙蓉樹,擢豔皆猗猗。
鯨以興君身,失所逢百罹。
月以喻夫道,僶勉勵莫虧。
草木明覆載,妍丑齊榮萎。
願君恆御之,行止雜燧觿。
異日期對舉,當如合分支。
Dem Ts'ui Li-chih, 26. seines Clanes, übersandt Erwin von Zach (1872–1942)
— in: Zach, Erwin von. Hightower, James Robert (ed.). Han-Yü's poetische Werke, Harvard-Yenching Institute studies. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press, 1952. p. 145-149.
Beim (überzähligen) Unterdistriksrichter von Lan-t'ien-hsien sind Gemüt und Auftreten beide ungewöhnlich.
In früheren Jahren wetteiferte er mit anderen (bei den Prüfungen), Gedichte und poetische Beschreibungen zu verfassen, ohne den Einfluss seiner Freunde in Anspruch zu nehmen.
Er stieg (in Ch'angan) von seinem Reitesel herab und betrat das Thor des Kaiserpalastes (bei der Doktoratsprüfung); die Leute rechts und links stoben erschreckt auseinander.
Stolz nahm er Platz auf der Prüfungsmatte; es war wie wenn man im tiefen Walde plötzlich einen einzelnen Bären erblickt.
Seine schriftliche Abhandlung kam so leicht zustande wie das Ausgiessen von Wasser; er verfasste sie, als ob er dazu durchaus keine Gedankenarbeit nötig gehabt hätte.
Die anderen Prüflinge neigten alle ihr Haupt (vor Scham) und wagten selbst nicht nach rechts oder links zu schauen.
(Nach Beendigung seiner Arbeit) stieg er die Stufen empor und verbeugte sich vor dem Prüfungskommissar, Vicepräsidenten Liu T'ai-chên; dann kehrte er nach Hause zurück, bevor noch die Sonne sich nach Westen geneigt hatte.
Seine schönen Verse erklangen im Munde von allen, wie hätten die Prüfer gewagt darin Fehler zu finden?
In zwei auf einander folgenden Jahren hatte er alle zum Doktorat notwendigen Prüfungen bestanden, so leicht wie wenn er ein unter seinem Kinn wachsendes Barthaar ausgerissen hätte.
Im Kopfumdrehen hätte er auf geradem Wege ohne weitere Hemmungen die Stellung eines Ministers erreichen können.
Wozu daher noch von seiner Ernennung zum Sekretär der kaiserlichen Kabinettskanzlei sprechen, wo ihm der blendende Glanz der Hofgewänder zuteil wurde.
Wenn Knaben seinen Namen preisen hören, wünschen sie selbst Gleiches erlangen zu können.
Seine Kollegen sind eifersüchtig und gekränkt; sie keuchen, als hätten sie auf einer Bambusflöte gespielt.
Alte Frauen wollen ihre Töchter ihm verheiraten und versichern, dass vom Gelde nicht gesprochen werden soll.
Alte Männer erwägen nicht den Unterschied in der Begabung und behandeln monatelang ihre Kinder mit der Rute (weil sie nicht so klug sind wie Ts'ui Li-chih).
Voll Lärm wollen die Menschen alle ihm folgen und sich ihm anhängen, und darunter ist niemand, der es mit ihm (in Tüchtigkeit) aufnehmen könnte. –
Doch von jeher kann der Gang der menschlichen Angelegenheiten in seinem Auf und Ab nicht vorher gewusst werden.
Wo ist das Vöglein im Neste, das imstande wäre mit grossen Flügeln ausgerüstet bis an den fernen Horizont zu fliegen?
Du warst wie ein Füllen oder ein Reh, dem man Zähne und Krallen gab oder dem man das Fell des wilden Tigers borgte.
Dein Kopf trug gleichsam einen Zaum, der Dich hinderte, Dein Fuss war wie mit einem Strick gebunden.
Da fielst Du in den Schlamm (wurdest Deines Amtes entsetzt), wer hätte da noch weiter Deinen Anweisungen Folge geleistet?
Und da Du einer neuerlichen Prüfung durch das Ministerium des Innern unterworfen werden solltest, konnte man wissen, dass Dir das Glück nicht hold sein würde.
Als Hofbeamter degradiert zu werden, war vielleicht das Dir auferlegte Schicksal. –
So lebtest Du dann wie ein Fremdling in der Hauptstadt; innerhalb von zehn Tagen wurde nur einmal gekocht.
Du sahst Dich gezwungen nach dem Lande der südlichen Barbaren zu gehen; von Deiner Frau und Familie, mit der Du gehaust, musstest Du Dich trennen.
Erst als Du vor kurzem am Ufer des Han-Flusses eingetroffen bist, hat Deine Verlassenheit aufgehört (dadurch dass Deine Familie sich wieder mit Dir vereinigte).
Auf dem Kleiderstock hängen wieder neue Kleider, und in den Tellern findet sich überreiche Speise.
Wenn man wirklich an Essen und Kleidung keine Not mehr leidet, dann verfällt auch aller Unterschied zwischen Hoch und Niedrig. –
Du zeigst Mitleid mit mir, der ich auch ein Freund des Altertums (und seiner Prinzipien) bin; denn auch meine amtliche Karriere ist voll von Gefahren und Schwierigkeiten.
Allwöchentlich schickst Du mir einen Brief, das ganze Jahr hindurch ohne Unterschied.
Woher kommt der Reichtum an Gedanken in Deinen neuen Gedichten; sie erinnern an Fahnen, die im Winde lustig hin und herflattern.
Was ferner die übrigen Leistungen Deines Pinsels betrifft, so teilt er gleichsam die Wogen und lässt die (am Grunde des Meeres) liegenden Drachen erkennen.
Aus ihren Augen schiessen Blitze, ihre Hörner und Mähnen ragen staar empor.
Gerade jetzt bin ich verstimmt wegen der traurigen Jahreszeit; aber selbst wenn ich die Blüten des Frühlings vor mir hätte, könnte ich sie selbst nicht beschreiben.
Dein Gedicht ist gekommen, und ich antworte darauf mit einem anderen; aber seufzend muss ich mich schämen wegen der darin gemachten Fehler. –
Auch sandtest Du mir hundert Fuss farbigen Seidenstoff; aus dem tiefen Rot erkenne ich den Unterschied zwischen Deinem Reichtum und meiner Armut.
Dieses Geschenk ist besonders geeignet, Deine Gefühle zum Ausdruck zu bringen; die verschiedenen Farbschattierungen machen auf mich einen gewaltigen Eindruck.
Ich breite die Seide aus und lege sie wieder zur Seite; ich sitze gerade beim Essen, und Tränen fallen auf meinen Löffel.
Alle meine Freundschaften werden immer kühler oder durch den Tod gelöst; die noch Lebenden verfolgen selbstsüchtige Zwecke und geben mich auf.
Bist Du allein vielleicht irregeleitet, dass Du mein Freund geblieben bist und Deine Anhänglichkeit immer noch stärker wird? –
Ich erhebe den Kopf und sehe vor mir die Bäume des Hofes entlaubt; ein wilder Wirbelsturm hüllt die fröstelnde Sonne ein.
Weit getrennt sind wir von einander durch Berge und Gewässer; wie könnten wir doch wieder zusammenkommen und gleichsam ein Duett anstimmen auf Ocarina und Flöte (vgl. Han Yü IV, 20)?
Seit unserer Trennung sind zehn Jahre vergangen, ich erinnere mich noch, dass eines Deiner Pferde lichtbraun, das andere tiefschwarz war.
Dein ältestes Mädchen muss schon im heiratsfähigen Alter sein; wer wird Dir helfen, ihr die Ausstattung zu kaufen?
Deine Söhne sind alle prächtige Burschen und können beinahe schon die Tradition Deiner Familie fortsetzen.
Dein Eifer im Schriftstellern ist stets noch vorhanden, und in Deinen Aufsätzen finden sich immer wieder hervorragende Stellen (wie Fahnen).
Wenn Dein Inneres bedrückt und Deine Miene betrübt ist, kannst Du wieder nach dem Weinbecher greifen (um Dich aufzuheitern).
Ich dagegen, obwohl ich noch nicht siebenzig Jahre (Legge V, 152/6) alt bin, habe bereits einen kahlen Kopf und meine Knochen sind morsch.
Die neunzehn Zähne, die ich noch besitze, wackeln alle in gefährlichster Weise.
Vor meinen Augen schweben schwarze Schleier, und beim Betrachten der Dinge ist es mir, wie wenn sich ein feiner Flaum (Wen-hsüan 12/7) dazwischen schöbe.
Einladungen zu Festen lehne ich dankend ab; mein Reitsattel ist aufgehoben, weil ich nicht mehr reite.
Unablässig sitze ich an meinem Schreibtisch, wie ein Vogel auf der Leimrute.
Ueberdies habe ich mir von meinem Lehrer sagen lassen, ich möge mich nicht durch die Reize der Aussenwelt zu Falle bringen lassen.
Ein elternloses Ferkel schläft auf dem Misthaufen und denkt nicht daran, Opfertier im kaiserlichen Ahnentempel zu werden (ebenso wenig denke ich an Ruhm).
Betrachte ich doch nur die Menschen einer Zeitperiode; wie wenige von ihnen treten hervor und haben einen Erfolg zu verzeichnen!
Mehr als die Hälfte stirbt noch in jungen Jahren (mit schwarzem Haar) und die Würmer der Tiefe benagen ihre verfallenen Gebeine.
Und jene die sich eines Erfolges erfreuen, haben denselben noch nicht genügend genossen, und schon widerhallt Himmel und Erde von kleinlicher Kritik und Tadel.
Wenn wir ihren leeren Ruhm betrachten und damit ihren wahren Gewinn vergleichen, wie könnte ersterer den letzteren nur einigermaszen ersetzen?
Ein Edler schämt sich dieses Strebens nach leerem Ruhm; und wenn er Besoldung empfängt, denkt er nach, ob er seinen Posten ausfüllt.
Die Gnade des Staates zu empfangen, ohne dafür etwas leisten zu können, kommt der barmherzigen Versorgung eines Buckligen gleich (der nicht arbeiten kann).
Schon lange will ich daher meine Entlassung nehmen, um zu verhindern, dass die Leute mich ärgerlich ansehen.
Und überdies (abgesehen von meiner Unfähigkeit) bin ich krank, soll ich da etwa nicht an die Erhaltung meines wertvollen Körpers denken?
Wenn ich vor meinem Tode den Dienst nicht verlassen kann, muss ich mich wirklich in meinem Innern vor den Göttern schämen.
Meine alte Heimat liegt bei Loyang, dort steht ein schilfgedecktes Haus hinter einer Dornenhecke.
Ich denke unentwegt an meine Rückkehr, aber die Flüsse Pa und Wei sind jetzt im Frühjahr infolge des Schmelzens des Schnees geschwollen.
Solange ich lebe, will ich mein Feld beackern, im Tode will ich auf meinem Berge begraben sein.
Mit meinen literarischen Arbeiten will ich nur die Lehre des Konfuzius weiterverbreiten, und erwarte nicht, dass mein Name in der Geschichte fortleben wird (Wen-hsüan 52/7).
Du gehörst sicherlich zu meinen Anhängern; einem neuen gnädigen Erlass zufolge wurdest Du von Deinen Banden befreit (d.h. Du hast Deine Stellung aufgeben dürfen).
Lasst uns daher an den Ufern der Flüsse I und Lo hin- und herwandern, ich werde auf Dich warten und einstweilen die Netze (für den Fischfang) festlegen. –
Ich besitze ein Paar Trinkbecher, deren Silber aus den Minen von Shu-shih (Ssu-ch'uan) stammt.
Vergoldet sind die darauf ciselierten Figuren, und ist diese Schnitzarbeit schöner als jene des Kung-ch'ui (T. of T. I, 286).
So vermochte der Künstler den tausend Meilen langen Walfisch winzig klein abzubilden wie eine Heuschrecke (Legge IV, 11)
Und stellte ferner (diesen Walfisch) im Kampfe mit dem hellen Monde dar, gegen den er sich aus der unendlichen Meeresflut erhebt.
Weiters sind darauf verkleinert zu sehen Blüten und Blätter wilder Gräser, doch kann man Kraut und Unkraut (Lisao 35. str.) von einander nicht unterscheiden.
Sie sind unzertrennlich mit einander verflochten und sehen aus wie die die Stadtmauer krönende Brustwehr.
In den vier Ecken des Bildes stehen Eibischbäume, deren emporragende Blüten in üppiger Schönheit (Legge IV, 91) prangen. –
Der Walfisch ist mit Dir selbst zu vergleichen, der Du Dein Element verlassen hast und in hundert Schwierigkeiten geraten bist.
Der Mond ist mit der Ethik des Konfuzius zu vergleichen, welche Du unablässig in ihrer Ganzheit zu erreichen strebst.
Die (verschiedene) Vegetation will nichts anderes besagen als dass Himmel und Erde gegenüber Hässlichem und Schönem unparteiisch sind.
Ich möchte, dass Du (den einen dieser Becher) stets gebrauchtest und ihn immer (ob Du nun auf der Reise bist oder daheim) bei Dir trägst, wie die Pfrieme (zum Auflösen von Knoten) und den Bohrer (zum Feuermachen, vgl. Liki I, 621).
An einem künftigen Tage hoffe ich dann meinen Becher dem Deinigen gegenüber zu erheben, und so werden dann die beiden Becher gleichsam wieder zu einem Paare vereinigt werden.