駑驥
Han Yu 韓愈 (768–824)
駑駘誠齷齪,市者何其稠。
力小若易制,價微良易酬。
渴飲一斗水,饑食一束芻。
嘶鳴當大路,志氣若有餘。
騏驥生絕域,自矜無匹儔。
牽驅入市門,行者不為留。
借問價幾何,黃金比嵩丘。
借問行幾何,咫尺視九州。
飢食棟山禾,渴飲醴泉流。
問誰能為御,曠世不可求。
惟昔穆天子,乘之極遐遊。
王良執其轡,造父挾其輈。
因言天外事,茫惚使人愁。
駑駘謂騏驥,餓死余爾羞。
有能必見用,有德必見收。
孰云時與命,通塞皆自由。
騏驥不敢言,低徊但垂頭。
人皆劣騏驥,共以駑駘優。
喟余獨興歎,才命不同謀。
寄詩同心子,為我商聲謳。
Die Schindmähre und der Renner (seinem Freunde Ou-yang Chan gewidmet) Erwin von Zach (1872–1942)
— in: Zach, Erwin von. Hightower, James Robert (ed.). Han-Yü's poetische Werke, Harvard-Yenching Institute studies. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press, 1952. p. 59f.
Die Schindmähre (Ch'u tz'u 8/8) ist wirklich in bedrängter Lage (Wen-hsüan 28/22). Warum gibt es gar soviele Leute, die sie kaufen wollen?
Ihre Kraft ist bescheiden und sie wird ohne Zweifel den Käufer entschädigen (d.h. er wird dabei seine Rechnung finden).
Wenn sie durstig ist, trinkt sie einen Scheffel Wasser, und wenn hungrig, frisst sie ein Bündel Gras.
Auf der grossen Strasse wiehert sie, wie wenn sie Ungestüm im Ueberfluss hätte. –
Der Renner (dagegen) stammt aus entfernten Gegenden, er ist stolz darauf, allein ohne Seinesgleichen da zu stehen.
Er wird durch das Markttor hereingezogen und getrieben, doch die Vorübergehenden bleiben seinetwegen nicht stehen.
Frägt man nach seinem Preise, so wird ein Haufen Gold verlangt, so hoch wie der Sung-Berg (bei Loyang).
Frägt man, wie er laufen kann, so heisst es, er betrachte die neun Provinzen als eine geringe Entfernung.
Wenn hungrig, frässe er nur das baumartige Korn des K'un-lun; wenn durstig, tränke er nur das Wasser süsser Quellen (im K'un-lun, vgl. Liki I, 356).
Frägt man, wer ihn lenken könne, so heisst es, in unserer Zeit könne man vergebens nach einem tüchtigen Reiter suchen.
Nur der einstige König Mu-wang (B.D. No. 1559) fuhr mit einem solchen Renner bis in die fernsten Gegenden.
(Als man ihn einspannen wollte), hielt Wang Liang ihn beim Zügel, und Tsao Fu (B.D. No. 2196 u. 1992) nahm die Deichsel unter den Arm (Legge V, 31/2).
Weil (der Verkäufer) von Gegenden jenseits China (vom K'un-lun) spricht, werden die Leute abgeschreckt und mutlos. –
Die Schindmähre spricht zum Renner: "Wenn Du vor Hunger stirbst, dann schäme ich mich für Dich.
Wer was kann, muss verwendet werden; wer Tüchtigkeit besitzt, muss aufgenommen werden.
Wer dürfte sagen, dass Zeit und Schicksal (uns den Erfolg bringen)? Erfolg und Misserfolg hängen von uns allein ab".
Der Renner wagt nichts zu erwidern; voll Scham senkt er nur den Kopf.
Die Menschen verachten den Renner und ziehen alle die Schindmähre vor.
Ach, ich allein bin anderer Meinung und muss darüber seufzen, dass Talent und Schicksal nicht in Uebereinstimmung gebracht werden können.
Ich sende Dir, gleichgestimmtem Gemüth, diese Verse und erwarte, dass Du sie für mich mit lauter Stimme singen wirst.